In Spanien, dem weltweit führenden Produzenten von Olivenöl, hat der Preisanstieg für natives Olivenöl extra dazu geführt, dass es für viele Haushalte angeblich unerschwinglich geworden ist. Mit Preisen von über 10 Euro pro Liter greifen viele Spanier auf günstigere Alternativen wie Sonnenblumenöl zurück, was zu einem Rückgang des Olivenölkonsums um 18 % geführt (beim Extra Vergine beträgt der Rückgang gar 20 %) und den Marktanteil von Sonnenblumenöl auf über 33 % erhöht hat. Während in den Ladenregalen Samenöle häufiger aufgefüllt werden müssen, geht die Rotation des Olivenöls also zurück. Auch deshalb, weil das deutlich teurer gewordene Olivenöl in zahlreichen Läden vor Diebstahl gesichert wurde. Das berichtet die Seite "Infos Gran Canaria".
Die Mediterrane Diät (die im Grunde genommen ein Lebensstil ist) büsst also einen wichtigen Eckpfeiler ein. Eine solide und tragende Stütze wird durch einen morschen Pfahl ersetzt. Das Verhalten der Spanier ist unvernünftig und beruht auf einer naiven Kurzsichtigkeit.
Die Iberer werden unsanft vor die Tatsache gestellt, dass Olivenöl einen echten Wert hat. Dass es als Grundnahrungsmittel gilt, bedeutet nämlich nicht, dass es billig sein muss. In den letzten Jahren war Olivenöl grundsätzlich viel zu günstig, was dazu führte, dass die Olivenbauern kaum überleben konnten, womit es zu Landflucht und einer Industrialisierung, einhergehend mit Qualitätszerfall, kam. Schuld an dieser Misere? Die Konsumenten! Es ist also an der Zeit, dass Olivenöl ein angemessenes Preisschild erhält.
Ich habe kein Mitleid mit spanischen Konsumenten, die jetzt klagen, dass sie sich das Olivenöl nicht mehr leisten können, während sie gleichzeitig anderthalb Päckchen Zigaretten pro Tag rauchen oder ein monatliches Netflix-Abonnement bezahlen müssen. Prioritäten wollen richtig gesetzt sein.
Die spanische Politik ist sich dieser Tatsache bewusst und hat beschlossen, die Olivenölpreise auf das Niveau der italienischen Preise anzuheben. Dieses Vorgehen soll eine bessere Wertschöpfung ermöglichen. Kurz- bis mittelfristig wird damit ein Rückgang des innerspanischen Olivenölkonsums in Kauf genommen, doch die Nachfrage großer Importnationen wie Italien und die USA, die dringend auf spanisches Öl angewiesen sind, wird dies mehr als ausgleichen. Die Zahlen geben der spanischen Politik recht: Spanien erzielt nämlich schon jetzt deutlich höhere Umsätze - bei mengenmässig geringerem Produktionsvolumen. Die Strategie scheint also aufzugehen.
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