Nach zwei quantitativ und qualitativ herausfordernden Produktionsjahren steht Spanien vor einer deutlichen Erholung. Laut den jüngsten Schätzungen des spanischen Ministeriums für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung (MAPA) wird die Olivenölproduktion für die Saison 2024/25 voraussichtlich 1'262'299 Tonnen erreichen. Dies entspricht einer beeindruckenden Steigerung von 48 Prozent im Vergleich zur vorherigen Saison und liegt 4 Prozent über dem Durchschnitt der letzten sechs Jahre.
In der am 30. September 2024 zu Ende gegangene Kampagne 203/2024 wies Spanien einen Lagerendbestand (auch Überbestand genannt) von 170'000 Tonnen Olivenöl aus. Zum Vergleich: Das Produktionsvolumen der Kampagne 2023/2024 lag bei 852'500 Tonnen. Mit der jetzt durch das Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung (MAPA) gemachten Prognose können wir bestätigten, was evoo.expert bereits in früheren Berichten betont hat: Es gibt und gab keine Olivenölknappheit. Spanien wird dank günstigerer Wetterbedingungen wieder ein normales Produktionsniveau erreichen.
Die Region Andalusien, Spaniens unangefochtener Hauptproduzent von Olivenöl, führt diese Erholung an. Hier wird mit 1'021'000 Tonnen gerechnet, was einem Anstieg von 77 Prozent (!!) gegenüber der letzten Saison entspricht. Andalusien wird somit über vier Fünftel der gesamten spanischen Olivenölproduktion stellen. Besonders die Provinz Jaén, bekannt als das die Ölkammer Spaniens, wird 445'000 Tonnen Olivenöl erzeugen, was einer signifikanten Steigerung von 116.1 Prozent entspricht. Die andalusischen Provinzen Córdoba (+78,7 %), Sevilla (+24 %) und Granada (+83,8 %) verzeichnen in der eben veröffentlichten Schätzung ebenfalls deutliche Zuwächse. Und, auch die Region Castilla-La Mancha, die die zweitgrösste Produktionsregion ist, wird gemäss Prognose von MAPA im Vergleich zur Vorjahreskampagne ein Wachstum von 29 Prozent erleben und dürfte rund 140'000 Tonnen Olivenöl zur spanischen Gesamtproduktion beisteuern.
Allerdings zeigen die Prognosen - insbesondere jene für Andalusien - Unterschiede zwischen den trockenen Olivenhainen und den bewässerten Olivenhainen auf. Besonders in den regenabhängigen Gebieten im Osten Andalusiens sind die Oliven aktuell bereits teilweise schrumpelig, was auf die anhaltende Wasserknappheit zurückzuführen ist. Dies könnte die Ölakkumulation in den Oliven negativ beeinflussen, was die Ölqualität in diesen Gebieten beeinträchtigen könnte. Können sich diese Oliven dank Regenwasser nicht mehr erholen, dürfte das daraus zu gewinnende Öl - einmal extrahiert - bitter, adstringierend und unter Umständen auch metallisch schmecken.
Stabile Preise trotz Produktionsanstieg
Interessanterweise sind die Preise für spanisches Olivenöl trotz der günstigen Ernteaussichten für die eben angebrochene Kampagne und einer Überproduktion von über 170'000 Tonnen aus der abgelaufenen Kampagne noch nicht stark gefallen. Die folgende Grafik zeigt die Preisentwicklung von nativem Olivenöl extra (grüne Linie), nativem Olivenöl (gelbe Linie) und Lampantöl (rote Linie) im Zeitraum von Oktober 2023 bis September 2024:
Am 29. September 2024 lag der Preis für natives Olivenöl extra (gem. Papier) an der Börse bei 7'291.38 Euro pro Tonne, was auf einen relativ stabilen Markt trotz der bevorstehenden Erholung der Produktion hinweist. Dies wirft die Frage auf, warum die Preise angesichts einer abermals erwarteten Überproduktion bislang nicht stärker gesunken sind.
Ein Grund könnte eine Preisregulierung durch die spanische Regierung sein. Es gibt Hinweise darauf, dass die Regierung versucht, die Preise bewusst auf einem höheren Niveau zu halten, um mit dem italienischen Markt Schritt halten zu können. Die italienischen Öle gelten weltweit als besonders werthaltig, und Spanien scheint durch strategische Massnahmen sicherzustellen, dass das spanische Olivenöl preislich nicht abgewertet wird. Dies verhindert einen schnellen Preisverfall, der die Rentabilität der spanischen Produzenten gefährden könnte. Das ist etwas, worauf man in den vergangenen Jahren bei den Iberern nie Wert gelegt hat.
Bedeutung des ökologischen Olivenöls
Ein bemerkenswerter Punkt ist auch das stetige Wachstum des ökologischen Olivenanbaus in Andalusien. In den letzten zehn Jahren hat sich die Fläche für ökologische Olivenhaine um 76'777 Hektar vergrössert und erreicht nun eine Gesamtfläche von 134'782 Hektar. In der letzten Saison produzierte Andalusien 19'649 Tonnen ökologisches Olivenöl, und für die Saison 2024/25 wird ein Anstieg von 48.8 Prozent auf 29'230 Tonnen erwartet.
Eine unsichere Zukunft trotz guter Prognosen
Obwohl die aktuellen Prognosen für die spanische Olivenölproduktion positiv sind, warnen Experten vor den anhaltenden Risiken durch Wasserknappheit, insbesondere in den regenabhängigen Olivenhainen. Sollten die dringend benötigten Niederschläge im Oktober ausbleiben, könnten sich die Produktionsaussichten in einigen Gebieten dramatisch verschlechtern.
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, insbesondere in den regenabhängigen Anbaugebieten, wo Wassermangel die Produktionsmengen und die Ölqualität gefährden könnte. Die Branche kann vorsichtig optimistisch sein, muss jedoch auch auf unvorhersehbare Entwicklungen gefasst bleiben.
Quellen
Mercacei
Opmerkingen