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Waren Sie neulich in Rom? Dann haben Sie vielleicht in einem Restaurant gefälschtes Olivenöl konsumiert....

Aktualisiert: 6. Jan.


In Rom fliesst mit Chlorophyll eingefärbtes Sonnenblumenöl aus allen Löchern (Bildmontage: evoo.expert)
In Rom fliesst mit Chlorophyll eingefärbtes Sonnenblumenöl aus allen Löchern (Bildmontage: evoo.expert)

Stellen Sie sich vor, Sie unternehmen eine Reise ins schöne Rom, dinieren in einem der zahlreichen Restaurants dieser historischen Stadt und gönnen Sie sich dort zum Aperitivo eine Bruschetta alla Romana - also eine geröstete Brotscheibe, belegt mit Pomodori ramati, Kapern und schwarzen Oliven, gewürzt mit Salz, Pfeffer, etwas Knoblauch und reichlich nativem Olivenöl extra. Ein Gaumenschmaus der Sonderklasse in einmaliger Atmosphäre. So fühlen Sie und so denken Sie.


Was Sie aber nicht wissen, ist, dass Ihre hübsche Bruschetta - obwohl es auf der Speisekarte anders ausgewiesen wurde - mit einem minderwertigen Samenöl unbekannter Herkunft getränkt wurde. Nicht nur Ihre Bruschetta übrigens. Sondern auch Ihr "primo piatto" - die Spaghetti alle vongole - hat einen gut gemeinten Schuss des "fremden" Öls über sich ergehen lassen müssen. Haben Sie doch zur edel anmutenden Ölflasche mit der Aufschrift "La Terra Romana - Olio extra vergine di oliva - 100 % Italiano" gegriffen und davon reichlich über Ihre Spaghetti geträufelt. So wie es viele andere Gäste vor und nach Ihnen ebenso getan haben. Schliesslich präsentierten sich diese Flaschen auf jedem einzelnen Tisch des Ristorante. Und nicht nur hier, sondern auch in 49 weiteren Gaststätten im historischen Zentrum Roms. Vor allem jene Gastronomen um den Trevi-Brunnen setzten in voller Absicht auf die gefälschte schmierige Ware!


Was sich liest wie ein schlechter Krimi, hat sich so oder ähnlich tatsächlich kürzlich ereignet. In Rom. In zahlreichen Restaurants um den Trevi-Brunnen und um das Senatsgebäude, aber auch in Trastevere sowie in Testacci. Gar in Fiumicino und in den Castelli Romani wurde in Gastrobetrieben gefälschtes Olivenöl sichergestellt. Als wäre das nicht schlimm genug, gibt es ausserdem zu vermelden, dass die Olivenölfälschung gar in einer Kantine des Bildungsministeriums genutzt wurde. "la Repubblica" war am 2. Januar 2024 die erste grosse italienische Tageszeitung, die über das Aufdecken dieser Lebensmittelfälschung berichtet hatte.[1] Die Fachmagazine "Teatro Naturale"[2] und "Gambero Rosso"[3] folgten.



Den Ermittlungen der Behörden zufolge kauften die fehlbaren Gastronomen das als italienisches natives Olivenöl extra vermarktete Ölgemisch, obwohl sie wussten, dass es sich um ein gefälschtes Produkt, bestehend aus Samenölen, handelte. Mit anderen Worten: Die Restaurant-Betreiber handelten vorsätzlich, mit der Absicht, ihre Gäste über den Tisch zu ziehen. Dabei haben sie billigend in Kauf genommen, dass die Gäste einer möglichen Gefahr für Leib und Leben ausgesetzt waren. Denn, die Herkunft des verschnittenen Öls ist bis heute nach wie vor unbekannt. Klar ist nur, dass die Fälschungsware mit minderwertigen Ölen aus Ölsaaten, Chlorophyll und Betacarotin "produziert" wurde. Die Gastronomen haben das als natives Olivenöl extra ausgegebene Billigölgemisch für einen Preis von 3 Euro pro Liter gekauft. Der Grosshandelspreis für italienisches natives Olivenöl extra lag im selben Zeitraum allerdings bei über 9 Euro pro Liter.


Wie la Repubblica schreibt, hat die Staatsanwaltschaft Rom unter der Leitung des stellvertretenden Staatsanwalts Giovanni Conzo im vorliegenden Zusammenhang ein Ermittlungsverfahren wegen Fälschung von Lebensmitteln und wegen Hehlerei eingeleitet.


Die Ermittler - Nuclei Antisofisticazione e Sanità (N.A.S.) dei Carabinieri -, welche den Ursprung der gefälschten Ware in Italiens Südregion Apulien bei einem verdeckt und illegal operierenden Abfüller ausmachen konnten, gehen davon aus, dass die 50 aufgedeckten Gastro-Betriebe nur die Spitze des Eisbergers ausmachen dürften.



Dass es zu Fälschungen kommen würde, war klar

Fälschungen dieser Art hat es in der Vergangenheit sehr oft und vor allen Dingen im gross-industriellen Stil gegeben. Unvergessen bleibt die Kriminalgeschichte um den Unilever-Lieferanten Riolio S.p.A., dessen Inhaber, Domenico Ribatti, ein gnadenloser Spekulant war. Er selbst gab einst gegenüber dem Investigativjournalisten Tom Mueller zu Protokoll: «Ich überlegte, wohin sich der Markt entwickelt, und engagierte mich fünf oder sechs Monate im Voraus. Und ich lag nie daneben. Ich kaufte 10'000, 20'000 oder 30'000 Tonnen Öl auf, die Bertolli, Sasso, Carapelli und Unilever gut würden brauchen können.»[4]


Nach den Dokumenten der italienischen Behörden begann Domenico Ribattis Niedergang als Grosshändler von - was auch immer für Ölen - am 10. August 1991, als im Industriehafen von Ordu in der Türkei der rostige Tanker Mazal II anlegte und 2'200 Tonnen (!!) Haselnussöl in seinen Bauch pumpen liess. Als das Schiff schliesslich ablegte fuhr es einen Schlingerkurs über das Mittelmeer und gar über die Nordsee, ehe es sechs Wochen später den apulischen Hafen Berletta erreichte. Den offiziellen Schiffsdokumenten zufolge hatte die Mazal II griechisches Olivenöl geladen. Das "griechisches Olivenöl" passierte ohne Probleme den Zoll und gelangte zur Riolio S.p.A., wo es - in einigen Fällen mit echtem Olivenöl verschnitten - an Riolios Kunden verkauft.


Die Mazal II und ein weiterer Tanker sollen den Behörden zufolge im Zeitraum August bis November 1991 fast 10'000 Tonnen türkisches Haselnussöl und Sonnenblumenöl aus Argentinien an Riolio "geliefert" haben. Der Imperator Ribatti wurde dank diesem Geschäftsmodell reich und konnte sich ein umfangreiches Immobilienportfolio aufbauen - unter anderem ein Kaufhaus in Bari.


Am 12.12.2023 prophezeit, zwischenzeitlich bereits mehrfach eingetreten (Screenshot evoo-E-Mail an Kunden)
Am 12.12.2023 prophezeit, zwischenzeitlich bereits mehrfach eingetreten (Screenshot evoo-E-Mail an Kunden)


evoo ag informierte ihre Kunden über das akute Risiko, Opfer von Olivenölfälschern zu werden.
evoo ag informierte ihre Kunden am 12.12.2023 über das akute Risiko, Opfer von Olivenölfälschern zu werden.

Die aktuelle Konstellation bereitet dem Betrug im grossen Stil rund um Olivenöl erneut den Weg: Einerseits sind die Preise für Öle aus Ölsaaten wie Soja, Sonnenblume und Raps tief, andererseits erreichen jene für Olivenöl historische Höchststände. Mit gefälschtem Olivenöl lassen sich also beeindruckende Renditen erzielen, die selbst die Grossverdiener der Drogenmafia staunen lassen.


evoo ag hat ihre Kunden aus der Gastronomie bereits am 12. Dezember 2023 vor dem Risiko gewarnt, Olivenölfälschern auf den Leim zu gehen. Wenn ein Gastronomiebetrieb Opfer eines solchen Betrugs wird, kann immerhin davon ausgegangen werden, dass der Betrieb nicht mit Vorsatz ein gefälschtes Produkt kaufen wollte. Anders ist es bei den römischen Gastronomen: Sie wussten um die Fälschung Bescheid. Das wird zudem auch durch den marktunüblichen Preis, den sie für die gefälschte Ware zu entrichten hatten, unterstrichen.





Die Frage ist erlaubt: Kann so etwas, was sich in Rom ereignet hat, auch in der Schweiz passieren? Ja, ich behaupte, dass es möglich ist, dass auch in der Schweiz arbeitende Gastronomen ihre Gäste systematisch betrügen. Die jüngsten Preiserhöhungen, die evoo ag gegenüber ihren Kunden durchsetzen musste, zeigten, dass nicht alle Gastronomen intelligent genug sind, zu verstehen, um was es tatsächlich geht. So gibt es den einen oder anderen - zum Teil auch staatlich getragenen - Betrieb, der sich nach "billigeren" Alternativen umsieht. Um dann vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes ins Fettnäpfchen zu treten.


In diesem Sinne bleibt mir übrig, Ihnen ein "passid Sie uf sich uf" mit auf den Weg zu geben. Oder wie es schon die Römer zu sagen pflegten: "Caveat emptor" - der Käufer möge sich in Acht nehmen.


Ihr

Silvan Brun


 

Quellen

[1] Olio di semi spacciato per extravergine in 50 ristoranti del centro di Roma e alla mensa del Miur, la Repubblica; zu finden unter (Bezahlschranke): https://roma.repubblica.it/cronaca/2024/01/02/news/olio_semi_spacciato_extravergine_50_ristoranti_centro_roma-421793901/

[2] Truffa sull’olio di oliva in tutta Italia: olio si semi colorato con clorofilla diventa extra vergine, Teatro Naturale; zu finden unter: https://www.teatronaturale.it/tracce/italia/41274-truffa-sull-olio-di-oliva-in-tutta-italia-olio-si-semi-colorato-con-clorofilla-diventa-extra-vergine.htm

[3] Olio contraffatto nei ristoranti di Roma. La maxi inchiesta che smaschera 50 locali del centro storico, Gambero Rosso; zu finden unter: https://www.gamberorosso.it/notizie/falso-olio-extravergine-ristoranti-roma/

[4] Kapitel 2 - Die Ölbosse, MUELLER Tom, Extra Vergine - die erhabene und skandalöse Welt des Olivenöls; zu finden unter: https://www.exlibris.ch/de/buecher-buch/deutschsprachige-buecher/tom-mueller/extra-vergine/id/9783868813517/

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