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Italien: 11 von 20 Olivenölen nicht «extra vergine». Schlechte Noten für Eigenmarkenprodukte.


(Bild: AdobeStock, Bildmontage: evoo.expert)
(Bild: AdobeStock, Bildmontage: evoo.expert)

Die Resultate des vom Konsumentenschutzmagazin Il Salvagente in Auftrag gegebenen Olivenöltests[1], deren Veröffentlichung vom 26. Mai 2023 von einer mit der Industrie verstrickten Organisation zu verhindern versucht wurde, überraschen nicht. 11 von 20 geprüften Olivenölen aus dem Supermarkt - Segment «günstig» - entsprechen nicht der ersten Güteklasse «extra vergine», obschon sich alle Produkte auf dem Etikett als «extra vergine» ausgeben.


Es ist dies bereits die dritte Veröffentlichung von Olivenöltestresultaten durch Il Salvagente. Die erste fand im Jahr 2015 und die zweite im Jahr 2021 statt. Vor zwei Jahren hatten 7 von 15 den Extra-Vergine-Test nicht bestanden. Sie waren lediglich von zweiter Güteklasse. Im Jahr 2015 wurden 9 von 20 Produkten als «ungenügend» entlarvt.


Klar, wer in dieser Angelegenheit darauf aus ist, möglichst viele Falschspieler zu entlarven, der sucht nicht im spezialisierten Handel, sondern am besten im Supermarkt. Dort wird er fündig. Das zeigt auch der im Jahr 2020 von International Olive Foundation veröffentlichte grösste Supermarktolivenöltest der Welt mit fast 200 verschiedenen Olivenölen - durchgeführt in der Schweiz.[2] 79 Prozent aller als «extra vergine» deklarierten Produkte gehörten damals in Tat und Wahrheit nicht der ersten Güteklasse an. Mehr noch, gar ein Viertel der Proben wurde der dritten Kategorie «Lampantöl» zugeordnet. Erzeugnisse dieser Güteklasse sind nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen. Trotzdem waren sie im Handel frei erhältlich.


Zurück nach Italien: Namhafte Kommentatoren des Tests von Il Salvagente, wie beispielsweise Alberto Grimelli von Teatro Naturale, sind der Ansicht, dass einige zum Test eingezogenen Olivenöle - insbesondere die Eigenmarken-Produkte - einen im Vergleich zu den Erzeugerpreisen niedrigen Verkaufspreis hatten. Er sieht die Motivation der Handelsketten darin, im Zuge der allseits bekannten Preiserhöhung beim Olivenöl auf die Kosten zu drücken und in diesem Zusammenhang vermehrt auf günstige Eigenmarken anstatt auf die Produkte von Markenherstellern zu setzen, die sich ihrerseits gezwungen sehen, die Preiserhöhungen, die am Ursprung entstehen, an den Handel weiterzugeben.[3]


So verwundert es nicht, dass von den 11 von der italienischen Zollbehörde Roms im Rahmen einer von Il Salvagente in Auftrag gegebenen privaten Untersuchung als nicht «extra vergine» taxierten Olivenöle deren 6 den Eigenmarken von Handelsketten wie Coop, Conad, Esselunga, Spar, Carrefour und Eurospin zugeordnet werden. Alle für diese jüngste Ausgabe von Il Salvagente geprüften Eigenmarken sind somit durchgefallen. Da die Handelsketten die gleiche Politik verfolgten, seien auch nicht unterschiedliche Resultate zu erwarten, meint Grimelli. Und: Die Handelsketten hätten in Bezug auf «extra vergine» ihre Unschuld verloren.



Esselunga Classico - 1 Liter für 5.69 € (Bild: Screenshot Il Salvagente)
Esselunga Classico - 1 Liter für 5.69 € (Bild: Screenshot Il Salvagente)


Mit 5.69 Euro war das Produkt «Classico» von Esselunga das billigste fehlbare Produkt im Test. Zum Vergleich: Aktuell kostet der Liter «extra vergine» aus Spanien, unverpackt (sprich nicht abgefüllt und beim Bezug von Grosshandelsmengen) 5.60 Euro.[4] Zu diesen Erzeugniskosten kommen Transport, Analysen, Lagerung, Mischoperationen, Abfülloperation, Glas, Verschluss, Etikett, Karton, Administration, Transport zum Logistikzentrum, Transport zu den Warenhäusern sowie allenfalls eine Handelsspanne hinzu.


Es wird einem schnell klar, dass grosse Handelsketten bei ihren Preiseinstiegsölen angesichts der Differenz von Einkaufspreis und Verkaufspreis nichts verdienen können und im Gegenteil gar ein Minusgeschäft machen. Das zwingt sie höchst wahrscheinlich dazu, die Kosten derart stark zu drücken, dass die Qualität des Olivenöls abermals auf der Strecke bleibt.


Denn, was in Spanien im Durchschnitt zu 5.60 Euro pro Liter unverpackt gehandelt wird, spricht - das ist längst kein Geheimnis mehr - aus sensorischer Betrachtung nicht einem «extra vergine»-Olivenöl. Es handelt sich um stinkendes Öl, welches die chemischen Grenzwerte für natives Olivenöl extra geradeso einhalten kann.


Was, wenn die grossen Handelshäuser noch billiger einkaufen? Die Gefahr ist gross, dass sie dafür Ware der Vorjahresernte erhalten. Angeschlagenes, altes und ranziges Olivenöl.


Dem Gros der Konsumenten scheint diese Gefahr egal zu sein. Hauptsache, der Preis bewegt sich in einem für sie akzeptablen tiefen Rahmen.



 

Quellen:

[2] International Olive Foundation, Supermarktolivenöltest; zu finden unter https://splendido-magazin.de/wp-content/uploads/2020/03/iof.pdf

[3] GRIMELLI Alberto, Teatro Naturale, La Grande Distribuzione perde la verginità sull’olio extra vergine di oliva; zu finden unter https://www.teatronaturale.it/pensieri-e-parole/editoriali/39926-la-grande-distribuzione-perde-la-verginita-sull-olio-extra-vergine-di-oliva.htm

[4] Poolred, Precios máximos y mínimos calidades; zu finden unter http://m.poolred.com/movil/default.aspx oder bei ISMEA Mercati; zu finden unter https://www.ismeamercati.it/flex/cm/pages/ServeBLOB.php/L/IT/IDPagina/644



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