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Keine sichtbare Atherosklerose trotz hohem Fettkonsum und hohem LDL-Cholesterin. Eine Beobachtungsstudie fordert den medizinischen Mainstream heraus. Und, was stabile Fette damit zu tun haben könnten.




Eine neue Studie im Fachjournal Journal of the American College of Cardiology: Advances beobachtete 100 ketogen lebende, schlanke Personen mit außergewöhnlich hohem LDL-Cholesterin (254 mg/dl) über ein Jahr hinweg mittels Herz-CT. Ergebnis: Weder LDL-C noch ApoB sagten die Bildung koronarer Plaque voraus – ausschlaggebend war einzig der vorhandene Plaquestatus. Die Autoren folgern, dass das Risiko durch LDL-C kontextabhängig ist und bei metabolisch Gesunden anders gewichtet werden muss. Interessant dabei: Sich ketogen ernährende Menschen verzichten weitestgehend auf Ultra Processed Foods und somit auch auf Samenöle.


Im Fachjournal JACC: Advances wurde am 6. April 2025 eine prospektive Beobachtungsstudie veröffentlicht, die 100 Personen mit ketogener Ernährung, niedrigem BMI (Durchschnitt 22,5 kg/m²) und außergewöhnlich hohem LDL-C (Durchschnitt 254 mg/dl) über ein Jahr hinweg begleitete. Die Gruppe umfasste sogenannte Lean Mass Hyper-Responder (LMHR) – Menschen, die auf fettreiche Ernährung mit starkem Anstieg des LDL-C reagieren, dabei jedoch metabolisch gesund und schlank bleiben.


Ziel der Studie war es, mittels hochauflösender koronarer CT-Angiographie (CCTA) zu beobachten, ob und in welchem Ausmaß es in dieser spezifischen Population zur Progression koronarer Plaques, also zu sogenannten Ablagerungen an den Wänden der Herzkranzgefässen, kommt.


Die zentralen Befunde der Studie sind:

  • Die Mehrheit der Teilnehmer zeigte keine oder nur minimale Fortschreitung koronarer Plaque.

  • Weder die Höhe des LDL-C noch ApoB korrelierten mit der Plaqueprogression.

  • Die bereits vorhandene Plaque hingegen war der beste Prädiktor für weiteren Plaquezuwachs.


Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass in dieser metabolisch gesunden Population mit sehr hohem LDL-C das individuelle kardiovaskuläre Risiko nicht unmittelbar aus LDL- oder ApoB-Spiegeln ableitbar ist. Entscheidend scheint vielmehr der initiale Plaquestatus zu sein.


Die Autoren betonen, dass LDL-C und ApoB zwar etablierte Risikomarker für Atherosklerose sind, deren Aussagekraft jedoch kontextabhängig ist. Insbesondere der metabolische Gesundheitszustand, etwa das Vorliegen oder Nichtvorliegen von Insulinresistenz, spielt offenbar eine entscheidende Rolle.


Das bedeutet, dass eine isolierte Bewertung des LDL-C ohne Berücksichtigung des metabolischen Kontexts zu Fehleinschätzungen führen könnte – zumindest in spezifischen Populationen wie LMHR.


Die Studie hat aber auch Schwächen, und zwar die folgenden:

  • Die Beobachtungsdauer betrug nur ein Jahr, was angesichts der Entwicklungsdauer für Herz-/Kreislauferkrankungen kurz ist

  • Es wurde(n) keine Kontrollgruppe einbezogen

  • Die Population war stark selektioniert (schlank, gesund, ketogen) und nicht repräsentativ für die Allgemeinbevölkerung

  • Klinische Endpunkte (z. B. Herzinfarkte) wurden nicht erhoben.

  • Mögliche Interessenkonflikte: Einige Autoren sind Teil der Low-Carb-Community und / oder haben entsprechende Bücher/Plattformen (z. B. Cholesterol Code, Dave Feldman).


Ein weiterer Aspekt, der in der Interpretation der Studienergebnisse berücksichtigt werden sollte, ist die spezifische Ernährungsweise der untersuchten Personen. Die Probanden folgten einer strikt ketogenen Ernährung, die typischerweise reich an tierischen Fetten, Olivenöl, Butter und anderen stabilen Fetten ist – gleichzeitig jedoch bewusst auf raffinierte Pflanzenfette wie Soja-, Raps- oder Sonnenblumenöl sowie generell auf hoch verarbeitete Nahrungsmittel verzichtet.


Damit ist davon auszugehen, dass die Studienteilnehmer praktisch keine Samenöle konsumierten. Dieser Umstand könnte einen zusätzlichen schützenden Einfluss auf die Gefäßgesundheit gehabt haben, insbesondere im Hinblick auf oxidative Prozesse. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFAs) aus Samenölen gelten als anfällig für Oxidation und werden in der Literatur mit entzündlichen Mechanismen und Endothelschäden und mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht.


Vor diesem Hintergrund erscheint es plausibel, dass nicht nur der metabolische Gesamtzustand, sondern auch die gezielte Auswahl stabiler Fette (u. a. Olivenöl, tierische Fette) und der Verzicht auf industriell hergestellte Samenöle zur ausbleibenden Plaqueprogression beigetragen haben könnte. Dieser Aspekt wird in der Originalstudie nicht vertieft diskutiert, verdient jedoch Aufmerksamkeit bei der weiteren Bewertung.


Quelle:

Originalpublikation:

Norwitz et al. (2025): Plaque Begets Plaque, ApoB Does Not: Longitudinal Data From the KETO-CTA Trial. DOI-Link zur Studie

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