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Meiner Ansicht nach... Bertolli Originale und Filippo Berio in der Nachprüfung



Liebe Freunde des guten Olivenöls

Mittlerweile habe ich vier der zwölf vom Lissaboner Olivenölpanel im Auftrag von "A Bon Entendeur" geprüften Olivenöle nachverkostet. In unprofessionellem Rahmen zwar, aber deswegen keineswegs weniger aussagekräftig. Das Resultat? Meiner Ansicht nach sind drei der vier von mir getesteten Olivenöle nicht "nativ extra", obschon sie sich so nennen. Das Panel aus Portugal dürfte also in 75 Prozent der Fälle ein Fehlurteil gefällt haben. Das ist übrigens keine unüblich schlechte Quote, sondern sie ist eigentlich sogar als recht gut zu bezeichnen.

Erinnern wir uns an dieser Stelle an das Fazit der "Kassensturz"-Moderatorin Bettina Ramseier von vor einer Woche: «Voilà, alle zwölf haben bestanden. Keines ist gepanscht. Alle entsprechen den Kriterien.»

Das zeigt Ihnen unmissverständlich: Nicht die schlechten Öle sind das Problem, sondern nachlässige Panels, die schlechte Öle zur "ersten Güteklasse" zählen und diesen somit eine Wildcard ausstellen, um die Regale der Supermärkte zu "bevölkern".



Vier von zwölf Olivenölen nachverkostet: Drei fallen bei mir durch (Bild: A Bon Entendeur, Bearbeitung evoo.expert)
Vier von zwölf Olivenölen nachverkostet: Drei fallen bei mir durch (Bild: A Bon Entendeur, Bearbeitung evoo.expert)

Die beiden von mir bereits verkosteten Olivenöle der Marke "Primadonna", exklusiv erhältlich bei Lidl, waren nach meinem Dafürhalten weit weg vom gesetzlich definierten Qualitätsstandard "extra vergine" (ich hatte jüngst über das Verkostungsresultat des konventionell erzeugten Öls berichtet). Eines der beiden Produkte kratzte meiner Meinung nach an der Grenze zu "lampant" - ja, richtig gelesen "Lampenöl"! Einen Olivenölkauf bei Lidl kann ich Ihnen, die Sie gutes Olivenöl lieben, zurzeit beim besten Willen nicht ans Herz legen.




«Bertolli vermochte mich immerhin damit zu überzeugen, dass es frei von Fehl und Tadel war.»

- Silvan Brun, Master of Olive Oil


Daneben habe ich je ein Olivenöl von zwei weltberühmten Marken verkostet. Erstere Marke zählt zum grössten Markenabfüller der Welt, der zu 56.9 Prozent einem britisch-luxemburgischen Finanzhaus gehört, und das zweitere gilt als das in der Schweiz am zweithäufigsten verkaufte Olivenöl und befindet sich in den Händen Chinas.

Bertolli Originale

"Bertolli Originale" heisst das in Tavarnelle in Val di Pesa am Eingangstor zum Chianti Classico abgefüllte Olivenöl. Es gehört dem multinationalen Unternehmen Deoleo S.A. mit Sitz in Madrid. Es zählt weltweit zu den bekanntesten Olivenölmarken. In den USA rangiert sie absatzmengenmässig hinter Pompeian auf dem zweiten Platz. In der Schweiz hat "Bertolli Originale" einen vergleichsweise geringen Marktanteil. Leider - muss man eigentlich sagen. Denn, das von mir verkostete Öl haute mich zwar nicht vom Hocker, vermochte mich allerdings immerhin damit zu überzeugen, dass es frei von Fehl und Tadel war. Kein Premium-Olivenöl also, aber ein

Extra Vergine

Treffend kategorisiert Deoleo S.A. sein bestverkauftes Produkt als "Mainstream-Plus"-Olivenöl. Doch, ob Bertolli die Qualität auch für die neue Ernte und darüber hinaus halten kann, ist mehr als fraglich. Einerseits gilt die aktuelle Ernte als schwierig. Und andererseits möchte die Muttergesellschaft von Deoleo S.A., die CVC Capital Partners, ihre Anteile am börsenkotierten Ölabfüller endlich verkaufen. Auf der Liste der Kauf-Interessenten steht auch der Name DCOOP. Ja, genau diese DCOOP, welche für Lidl die beiden - aus meiner Sicht - qualitativ unzureichenden Primadonna-Olivenöle erzeugte. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die CVC Capital Partners, als sie grösste Anteilseignerin am Bertolli-Mutterhaus wurde, der DCOOP Aktien abgekauft hatte. Andererseits könnte das Abfüllunternehmen aber via IFFCO aus Dubai auch in indische Hände - in jene von Allana, zu dem IFFCO gehört - gelangen, welche vielleicht eher bereit sind, über 400 Millionen Euro für das kriselnde Olivenöl-Unternehmen zu bezahlen. Für die Olivenölqualität sind das möglicherweise alles andere als rosige Aussichten.





Filippo Berio Classico

Das zweite Markenöl, welches ich im Rahmen der Nachprüfung von "A Bon Entendeurs" Olivenöltest bereits verkostet habe, heisst "Filippo Berio Classico". Filippo Berio ist nach Monini die in der Schweiz am zweithäufigsten gekaufte Ölmarke. Während Monini bei Migros zu haben ist, steht Filippo Berio im Sortiment des anderen orangen Riesen, nämlich bei Coop. Die Genossenschaft vom Basler Rheinknie hatte sich vor gut neun Jahren bereits nach einem anderen Zulieferer umgeschaut, als Salov, so der Name der Firma, welcher die Marke Filippo Berio gehört, nach China verkauft wurde. Ein "Ölwechsel" erfolgte jedoch nicht. Im Gegenteil, die Zusammenarbeit wurde in der Folge gar intensiviert. Und, trotzdem, in zahlreichen Tests schnitt "Filippo Berio Classico" als qualitativ unzureichend ab.




«"Filippo Berio Classico" zeigt Ermüdungserscheinungen, es ist fett und träge im Mund.»

- Silvan Brun, Master of Olive Oil




Seit 2019 arbeitet das in Massarosa ansässige Unternehmen Salov zur Kreation von auf den Gusto von Madame und Monsieur Suisse abgestimmten Olivenölblends eng mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW und deren Schweizer Olivenöl Panel zusammen. Geholfen hat diese "strategische Partnerschaft" insofern, dass "Filippo Berio Classico" beim diesjährigen Oliven Oil Award Zurich, der von der ZHAW ausgetragen wird, die Publikumsverkostung und somit den Olio-Award gewann. Neben dem positiven Abschneiden beim Test von "A Bon Entendeur" ist "Filippo Berio Classico" jetzt auch noch das aus Konsumentensicht beste Olivenöl. Ich habe das natürlich nachgeprüft.

Das von mir getestete Olivenöl "Filippo Berio Classico" ist meiner Ansicht nach

Nicht Extra Vergine

Es zeigt nach meinem Dafürhalten deutliche Fermentationsnoten, die auf eine unsaubere Verarbeitung und / oder Lagerung hindeuten. Der Fehler, den ich beschreibe, heisst "muddy sediment" und bedeutet übersetzt "schlammiges Sediment". Dreckige Mühlen und Lagertanks können dafür verantwortlich sein. Ein Öl, das nach schlammigem Sediment riecht und schmeckt, wird übrigens auch schneller ranzig. "Filippo Berio Classico" zeigt denn auch Ermüdungserscheinungen, es ist fett und träge im Mund.

Salov, mit dem heutigen CEO, Fabio Maccari, der seine gesamte Karriere bei grossen Lebensmittelunternehmen verbrachte, einst Carapelli und etwas später - wenn auch nur kurz - die Vorgängerfirma der heutigen Deoleo S.A. leitete, Coop, die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften und das Schweizer Olivenöl Panel haben also ganze Arbeit geleistet. Und haben den Olivenölmarkt in der Schweiz kein Stückchen besser gemacht, wie ich finde.



Sie sehen, via Supermarkt an gutes Olivenöl zu kommen, ist wie das Glücksspiel. Man gewinnt fast nie!

Dabei dürften in den kommenden Monaten der Wetteinsatz höher und die Erfolgsaussichten schlechter werden. Es mangelt produktionsseitig nämlich an gutem Olivenöl. Das ruft Kleinkriminelle ebenso auf den Plan, wie es den Teufel, der möglicherweise im Manager eines Grossabfüllers steckt, wecken kann!

Glücklicherweise verfügen Sie mit evoo.expert über eine sprudelnde Quelle guten und ehrlichen Olivenöls.

In diesem Sinne "häbid Sie's guet" und bis bald wieder.

Ihr,

Silvan Brun

Gründer von evoo ag

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