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Zwei Drittel der in Sloweniens Einzelhandel verkauften Olivenöle sind von ungenügender Qualität.


Im Osten nichts Neues: Olivenölbetrug auch in Slowenien (Bild: 123rf, ryzhov)
Im Osten nichts Neues: Olivenölbetrug auch in Slowenien (Bild: 123rf, ryzhov)

In Slowenien, einem Gebiet, das für den Anbau von Oliven prädestiniert ist, sind zwei Drittel der in den Supermärkten verkauften Olivenöle qualitativ mangelhaft. So das Resultat der behördlichen Untersuchung aus dem Jahr 2023. Angesichts der Tatsache, dass der Olivenölsektor einer der betrügerischsten überhaupt ist, erklärt Milena Bučar Miklavčič vom slowenischen Referenzlabor, dass man versuche, mit neuen Fälschungsversuchen des Sektors Schritt zu halten, indem man moderne und teurere Analysemethoden anwende. Das Problem: diese müssten erst gesetzlich anerkannt werden. Und werden sie das, ist die Industrie längst einen Schritt weiter.


Wenn von 34 chemisch- und sensorisch-analytisch geprüften Olivenölen nur deren 11 für gesetzeskonform erklärt werden, dann ist das ein Problem. Ein sehr grosses sogar. Slowenien sieht sich mit diesem grossen Problem konfrontiert, wie am vergangenen Samstag anlässlich der jährlichen Fachveranstaltung für slowenische Olivenbauern - "Hlajeve dny" - publik wurde.[1]


Das Referenzlabor des Wissenschaftlichen Forschungszentrums in Isola hatte im vergangenen Jahr Olivenöle aus Sloweniens Supermärkten untersucht. Das Ergebnis könnte erschreckender kaum sein. Die Olivenölqualität im kleinen zwischen Kroatien, Österreich und Italien eingebetteten Erzeugerland gibt Anlass zur Besorgnis.


Gegenüber Radio Slowenien gibt die Leiterin des Referenzlabors, Milena Bučar Miklavčič, zu verstehen, dass die Industrie eine Menge Ressourcen und Investitionen in die Verfälschung von Olivenöl investiere und es zunehmend schwieriger werde, mit den gängigen behördlich anerkannten Analysemethoden diese unerlaubten Praktiken entdecken zu können.


Illegale Hinterhofpanscher und staatlich geförderte Lampenölmischer

Slowenien ist keineswegs das einzige Land, in dem sich die Problematik mit minderwertigem Olivenöl längst breitgemacht hat. Wir erinnern uns an die schwedischen Olivenöluntersuchungen der Jahre 2018 und 2019, bei welchen 81 % der geprüften Olivenöle nicht der angegebenen Qualität entsprachen.[2] Und, wir erinnern uns ebenso an die Studie zur Olivenölqualität im Schweizer Detailhandel, welche zutage förderte, dass sich 79 % der untersuchten Olivenöle unerlaubt "nativ extra" genannt haben.[3] Das italienische Konsumentenschutzmagazin "Il Salvagente" nannte bei seinem jüngsten Supermarktolivenöltest vom 26. Mai 2023 elf von zwanzig sogenannten "extra vergine" Olivenölen als ungenügend.[4]




Insider warnen gar schon lange davor, dass es Markenabfüller gäbe, die "soft desodoriertes" Öl als "Extra Vergine" in riesigen Mengen auf den Markt bringen würden. Einer dieser Markenhersteller, der unter Verdacht steht, die von ihm zusammengekauften Öle illegal zu säubern, beliefert im grossen Stil einen Schweizer Lebensmitteleinzelhändler.



Wo auch immer Olivenöle geprüft werden - die Resultate ähneln sich stets. Das Verdikt lautet: An echtes natives Olivenöl aus einem Supermarkt zu gelangen, ist für Verbraucher eine grosse Herausforderung. Immerhin, so kann vermutet werden, handelte es sich bei den staatlich oder auf privater Basis überprüften Angeboten aus dem Supermarkt der letzten zehn Jahre jeweils tatsächlich um Olivenöl und wohl in den wenigsten Fällen um Verschnitte aus Samenölen, die letztlich als Olivenöl der ersten Güteklasse ausgegeben wurden. Das könnte sich in diesem Jahr allerdings ändern. Die Preise für Olivenöl haben derart angezogen und die angebotenen Qualitäten sind derart schlecht, dass das eine oder andere "native Olivenöl extra" künftig nur in Teilen oder überhaupt nicht aus Olivenöl bestehen könnte.


Illegal operierende Banden haben dieses anrüchige Geschäft dank den aktuell wieder möglichen Gewinnspannen erneut für sich entdeckt. Rom, wo mindestens 50 Restaurationsbetriebe des wissentlichen illegalen Ausschanks von gefälschtem Olivenöl (Verschnitt aus billigen Samenölen, angereichert mit Chlorophyll und Beta-Carotin) überführt wurden[5], dürfte lediglich die Spitze des Eisbergs darstellen.


In Spanien und in Italien wurden vor dem Jahreswechsel 2023/2024 in einer internationalen Razzia rund 260'000 Liter (!!) gepanschtes Olivenöl sichergestellt.[6]


Während diesen illegalen Hinterhofpanschern - sofern die Behörden ihnen auf die Schliche kommen - das Handwerk gelegt werden kann, kommen unlauter arbeitende Ölkooperativen, -raffinerien und -abfüller meist ungeschoren davon. Nicht selten stehen ihnen gut ausgerüstete Laboratorien, leistungsfähige Filtrieranlagen und professionelle Sensoriker zur Verfügung, um minderwertiges Lampantöl oder Olivenöl der zweiten Güteklasse in einigen Tropfen guter Ware zu versorgen. Einige Insider warnen gar schon lange davor, dass es Markenabfüller gäbe, die "soft desodoriertes" Öl als "Extra Vergine" in riesigen Mengen auf den Markt bringen würden. Einer dieser Markenhersteller, der unter Verdacht steht, die von ihm zusammengekauften Öle illegal zu säubern, beliefert im grossen Stil einen Schweizer Lebensmitteleinzelhändler.


Das Problem ist, dass dieses "Soft Deodorising" mit den aktuell gesetzlich anerkannten Analysemethoden nicht detektiert werden kann. Bei der sanften Desodorierung handelt es sich um ein thermisches Geruchsentfernungsverfahren, welches bei einer niedrigen Temperatur von maximal 100 °C unter Stickstoffstrippung und Vakuumdruck durchgeführt wird. Das Ziel einer Soft-Desodorierung ist es, alle flüchtigen Stoffe zu entfernen, welche für die unerwünschten Geruchsmerkmale eines fehlerhaften Olivenöls ursächlich sind. Die Anwendung unter niedriger Temperatur ist geeignet, um signifikante chemische Veränderungen im Öl zu verhindern, die über die Entfernung der flüchtigen Bestandteile hinausgehen und welche mit gängigen anerkannten Analyseverfahren einfach nachgewiesen werden könnten. Das aus diesem sanften Säuberungsprozess resultierende Olivenöl ist das sogenannte "deodorato" oder "deodorato soft" und darf nicht mehr als "nativ" bezeichnet werden, da es einen thermischen Prozess durchlaufen hat, der ausserhalb der gesetzlichen Definition für "natives Olivenöl" liegt. Aus diesem Grund wird jede Mischung eines nativen respektive nativen Olivenöls extra mit einem "Deodorato" als Betrug angesehen.


Da scheint es geradezu paradox, dass die EU genau jene Wettbewerbsteilnehmer mit Millionen von Subventionen unterstützt, um den Olivenanbau zu fördern und die Kultur des Olivenöls zu verbreiten.


Neue Methoden werden erst eingeführt, wenn die Industrie bereit ist

Wer angibt, sich gegen die illegalen Praktiken im Olivenölsektor zu stellen und dabei die Täter von Morgen mit Analysemethoden von gestern des Betrugs überführen will, hat wohl insgeheim einen eigenen Plan. Seit Jahren gelten für native Olivenöle extra wohl ganz bewusst lächerliche chemisch-physiologische Anforderungen. Zum Beispiel der Wert der freien Fettsäuren, gemessen an der Ölsäure, der vielerorts immer noch als Gradmesser für Qualität gilt. Eine Schweizer Untersuchung zeigt aber, dass der Grenzwert von 0.8 % FFA für natives Olivenöl extra um mehr als die Hälfte nach unten verschärft werden müsste, damit sensorisch fehlerhafte Öle ausgeschlossen werden können. Wichtig wäre es nach Auffassung von Chemikern, dass man die Ermittlung des Werts der Pyropheophytine, die Chlorophyllpigment-Abbauverbindungen aus dem thermischen Abbau von Olivenöl darstellen, zur Überführung von Betrügern aus gesetzlicher Sicht einsetzen dürfte. Aber, was sollte die Einführung dieses Prüfparameters im Jahr 2024 nützen, wenn man doch weiss, dass grosse Olivenölabfüllbetriebe - ohne es zu verbergen - bereits vor zehn Jahren mit universitären Stellen diese Thematik erforscht haben.....?[7]



Das Fazit kann folglich nur lauten: Trauen Sie nicht den Abfüllern und trauen Sie nicht der EU. Kaufen Sie ausschliesslich rückverfolgbares Olivenöl beim Händler Ihres Vertrauens.



 

Quellen:

[1] Opozorila o potvorbah oljčnega olja – inšpektorji napake ugotavljajo tudi v Sloveniji, RTV SLO, 28.01.2024; zu finden unter https://www.rtvslo.si/gospodarstvo/opozorila-o-potvorbah-oljcnega-olja-inspektorji-napake-ugotavljajo-tudi-v-sloveniji/696404

[2] Elchtest: Schwedische Behörden prüfen Olivenöle: 17 von 21 Produkten qualitativ ungenügend, evoo.expert, 04.03.2020; zu finden unter https://www.evoo.expert/post/elchtest-schwedische-beh%C3%B6rden-pr%C3%BCfen-oliven%C3%B6le-17-von-21-produkten-qualitativ-ungen%C3%BCgend

[3] Sie rühmen sich mit «extra vergine» oder «nativ extra»: Doch oft ist im Olivenöl nicht das drin, was draufsteht, Luzerner Zeitung, 15.02.2020; zu finden unter https://www.luzernerzeitung.ch/wirtschaft/sie-ruhmen-sich-mit-extra-vergine-oder-nativ-extra-doch-oft-ist-im-olivenol-nicht-das-drin-was-draufsteht-ld.1195124

[4] Italien: 11 von 20 Olivenölen nicht «extra vergine». Schlechte Noten für Eigenmarkenprodukte., evoo.expert, 30.05.2023; zu finden unter https://www.evoo.expert/post/italien-11-von-20-oliven%C3%B6len-nicht-extra-vergine-schlechte-noten-f%C3%BCr-eigenmarkenprodukte

[5] Waren Sie neulich in Rom? Dann haben Sie vielleicht in einem Restaurant gefälschtes Olivenöl konsumiert...., evoo.expert, 05.01.2024; zu finden unter https://www.evoo.expert/post/waren-sie-neulich-in-rom-dann-haben-sie-vielleicht-in-einem-restaurant-gef%C3%A4lschtes-oliven%C3%B6l-konsumi

[6] 11 olive oil counterfeiters arrested following Operation OPSON, EUROPOL, 04.12.2023; zu finden unter https://www.europol.europa.eu/media-press/newsroom/news/11-olive-oil-counterfeiters-arrested-following-operation-opson

[7] Researchers Extract Olive Oil Pigments to Detect Frauds, Olive Oil Times, 03.11.2014; zu finden unter https://www.oliveoiltimes.com/world/researchers-extract-olive-oil-pigments-detect-frauds/42123

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