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Beeinträchtigte Menschen in Pflegeeinrichtungen: Inklusion endet beim Olivenöl

Beeinträchtigte Menschen erfahren bei der Olivenölqualität oft Exklusion: Extra Vergine sei zu gut für sie.
Beeinträchtigte Menschen erfahren bei der Olivenölqualität unglücklicherweise oft Exklusion (Bilder: AdobeStock)


«Unsere Bewohner würden das sowieso nicht merken.»



So deutlich entpuppt sich die in Hochglanzprospekten und im Web stets propagierte Inklusion als tagtäglich gelebte Exklusion.


Es ist ein Fakt, dass die allermeisten Gaststätten und Pflegeeinrichtungen in der Schweiz auf Olivenöl der zweiten oder dritten Güteklasse – also "Vergine" oder "Lampante" – setzen. Das ist deshalb kaum verwunderlich, weil die grossen Gastronomie-Zulieferer, von den sehr spärlichen Ausnahmen mal abgesehen, kein echtes Extra Vergine im Angebot führen.


Zahlreiche Küchenverantwortliche kaufen – insbesondere bei den Grundzutaten – aber ohnehin nach Preis ein. Qualität, Rückverfolgbarkeit, Rückstandsfreiheit und Nachhaltigkeit sind für sie nach logistischen Überlegungen allenfalls tertiäre Argumente. Wenn überhaupt. Warum also sollen sich die grossen Zulieferer – etwa beim Olivenöl – um ein qualitativ hochwertigeres Angebot bemühen?


Diese Haltung der Küchenchefs oder F&Bs, ob persönlich motiviert oder aufgrund von Budgetvorgaben, muss man kritisch hinterfragen. Denn, immerhin dient die Verpflegung der Restauration (wieder in den alten Zustand bringen, wiederherstellen, erneuern) der körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte. Deswegen nennen wir Gaststätten, in denen man sich verpflegen kann, Restaurant! Wir tanken dort im Idealfall Lebensenergie.


Qualitativ minderwertige Rohstoffe, wie sie vielerorts als Ausgangsmaterial für Gerichte verwendet werden, dienen dem Zweck der Wiederherstellung von Körper, Geist und Seele aber nicht oder nur unzureichend. Die Folgen können sich ob lang oder kurz in körperlichen Symptomen manifestieren, die anhalten, bis die Ursachen erkannt und beseitigt werden.


Es ist vor diesem Hintergrund als besonders absurd einzuordnen, wenn Küchenchefs – insbesondere solche von Langzeitpflegeeinrichtungen – zu einem am Telefon sagen: «Unsere Bewohner würden sowieso nicht merken, wenn wir in der Küche ein hochwertigeres Olivenöl verwenden würden. Wir haben das falsche Klientel für das von Ihnen angebotene Olivenöl.»


Erstaunlicherweise kommt das immer wieder vor. Mehr als man denken könnte.


Geht es in solchen Institutionen nicht um "Inklusion"?


Ganz offensichtlich nicht konsequent.


Bei einem der absolut wichtigsten Pfeiler für ein gutes Leben hört die Inklusion nämlich plötzlich auf. Das zeigt leider aber unmissverständlich: Beeinträchtigte Menschen sind es diesen Betrieben nicht wert, in der Küche auf qualitativ einwandfreie Rohstoffe zu setzen – ganz egal, was Werbebroschüren und Internetauftritte versprechen.

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