top of page

Kassensturz: Die Qualität der Olivenöle von den Experten als "sehr hoch" eingeschätzt

Aktualisiert: vor 28 Minuten

ree


Die Olivenölqualität in der Schweiz sei sehr hoch! Das jedenfalls meinen Experten des Schweizer Olivenöl Panels (SOP). Im Auftrag von Kassensturz und K-Tipp prüfte das SOP jüngst 13 der meistverkauften nativen Olivenöle extra auf ihre sensorische Charakteristik. Das Ergebnis: 92 % erfüllten die strengen gesetzlichen Anforderungen an "Extra Vergine". Stimmte das, gälte der Schweizer Lebensmitteleinzelhandel als Insel der Sicherheit in einem ansonsten von Etikettenschwindel durchtränkten Markt.



Olivenöltests sind längst zu Publikumsmagneten geworden – Fernsehsender und Zeitschriften greifen regelmässig darauf zurück. Die Stiftung Warentest etwa bringt Jahr für Jahr ihre Olivenöl-Ausgabe im Bezahlmagazin. Doch so regelmässig die Tests erscheinen, so fragwürdig sind ihre Resultate für Kenner.


Auch Kassensturz von SRF hat am 2. September 2025 – nach fünfjähriger Pause und viel Kritik an der bis dato letzten Ausgabe – wieder einmal einen Olivenöltest veröffentlicht.[1] Diesmal in Kooperation mit dem K-Tipp der Konsumenteninfo AG. Die Resultate zur Kenntnis genommen, haben wir von evoo bis zum gestrigen Tag daran festgehalten, diesmal keine Analyse zum Test zu schreiben. Denn wir wissen: Nichts hat sich geändert.


Allerdings zeigen uns die vielen Reaktionen auf den Kassensturz-Test, die uns über Zuschriften und Anrufe erreichten, dass sich unsere Blog-Abonnenten eine Kommentierung unsererseits wünschen. Diesem Wunsch kommen wir mit diesem Beitrag nach.



Hohe Extra-Vergine-Quote ist weltweit einzigartig

Zunächst einmal erstaunt das Gesamtergebnis. 12 von 13 geprüften Olivenölen, die hierzulande notabene zu den meistverkauften zählen sollen, erreichen gemäss dem ermittelnden Schweizer Olivenöl Panel in der sensorischen Charakteristik "Extra Vergine"-Qualität. Mit anderen Worten: 92 % gehören der "ersten Güteklasse" an. Das ist weltweit einzigartig.




«Von 20 Ölen sind 15 fehlerhaft. Drei, vier sind halbwegs okay.»

Heinrich Zehetner, österreichischer Olivenölexperte




Das Deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schreibt auf seiner Webseite zur internationalen Betrugsbekämpfungs-Operation OPSON IX nicht von ungefähr, Olivenöl befinde sich wiederholt unter den Top 10 der am häufigsten gefälschten Lebensmittel.[2] Bestätigung erhalten die deutschen Behörden von der Zentralen Inspektionsstelle für Qualitätsschutz und Betrugsbekämpfung bei Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen (ICQRF) aus Italien. Die italienische Behörde gibt an, dass Olivenöl das Produkt mit der höchsten Anzahl an Kontrollen und Beanstandungen im Bereich der Lebensmittelbetrugsbekämpfung sei.[3]


Selbst einer der gewichtigsten, wenn nicht gar der bedeutendste Vertreter der Industrie geht von massivem Betrug in seinem Sektor aus. Antonio Luque, Präsident der grössten Agrar-Genossenschaft Spaniens, DCOOP, die als grösste Olivenöl- und Tafelolivenerzeugerin der Welt gilt, hatte in der letzten Novemberwoche des Jahres 2024 medienwirksam erklärt, dass die spanische Olivenölindustrie systematisch Olivenöl fälscht, um preislich das attraktivste Angebot bereithalten zu können.[4] Der mächtigste Agrar-Mann Spaniens forderte die Staatsanwaltschaft mit Nachdruck auf, den Sachverhalt zu untersuchen. «Wir haben 40 Jahre geschwiegen, aber wir werden das nicht länger hinnehmen. Die Behörden müssen etwas unternehmen, weil bisher schlicht keine Kontrollen durchgeführt werden.», sagte Luque.


Obwohl er keine Namen nannte, machte Luque einen Fingerzeig in Richtung der Abfüller- und der Exportindustrie, deren Protagonisten sich in den Verbänden Anierac und Asoliva vereinigen. DCOOP gehöre als riesige Kooperative keinem dieser Verbände an, meinte Luque vielsagend.


Private Olivenölsachverständige aus dem deutschsprachigen Raum wissen ebenfalls, dass es um die Qualität der in die deutschsprachigen Regionen exportierten Olivenöle – die zum Teil von ebensolchen Anierac- oder Asoliva-Mitgliedern stammen – nicht allzu gut steht.


Die angesehenste deutsche Olivenölexpertin, Michaela Bogner etwa, meinte am 20. August 2025 im Interview gegenüber der Süddeutschen Zeitung: «[..] ich muss sagen: Ein Öl aus dem Supermarkt weist in der Regel geringe bis deutliche Fehlnoten auf.»[5]


Und der Branchenkenner und Experte aus Österreich, Heinrich Zehetner, der österreichweit zahlreiche hochdekorierte Köche in Sachen Olivenöl ausgebildet hat, sagte jüngst anlässlich eines von Gault&Millau organisierten und von ORF2 aufgezeichneten Olivenöltests: «Von 20 Ölen sind 15 fehlerhaft. Drei, vier sind halbwegs okay.»[6]


Heinrich Zehetner beim jüngsten Olivenöltest von Gault&Millau Österreich (Video: Screenrecord YouTube ORF Zeit im Bild)

Die Schweiz scheint ein sicherer Hafen zu sein, was die Qualität von Olivenöl angeht. Von den Schwierigkeiten, die in anderen Konsumländern aber auch in Olivenanbauländern herrschen, haben wir uns unlängst befreit. Ein Mitglied des Schweizer Olivenöl Panels sagt gegenüber SRF bestätigend: «Generell sind die Olivenöle besser geworden.»[7]


Innerhalb von sechs Jahren hat sich der hiesige Lebensmitteleinzelhandel – gänzlich frei von anderen Sorgen – also auf den Kopf gestellt, um Ordnung in die Olivenölregale zu bringen. Anders kann man sich den massiven Qualitätssprung, welchen das Schweizer Olivenöl Panel ausmacht, nicht erklären. Noch im Jahr 2020 hatte eine umfassende Schweizer Studie, welche die Qualität von Olivenölen im Schweizer Detailhandel aus dem Jahr 2019 untersuchte, zutage gefördert, dass 79 % der fast 200 geprüften Öle nicht "Extra Vergine" waren, obschon sie sich als solche ausgaben.[8] Damals kam schonungslos ans Licht, dass jeder Detailhändler, ob Deutscher Smart-Discounter, Upper-Level-Tempel, oranger Branchen-Krösus oder Nahversorger in der Peripherie, Olivenölleichen im Keller hatte. Alle schnitten sie schlecht ab mit ihren Olivenölangeboten.


Und nun ist es nicht gerade so, dass die vergangenen Ernten in Südeuropa einfach waren. Wir erinnern uns, wie die Medien noch vor zwei Jahren aufgrund des Klimawandels den Ölengpass heraufbeschworen hatten.[9] Und wir wissen, dass die jüngste Ernte, die in Spanien mengenmässig für eine Erholung gesorgt hat, qualitativ alles andere als gut war – insbesondere, was Massenöle anging. So hätten die Arbequina-Öle aus superintensivem portugiesischem Anbau aus chemisch-analytischer Sicht beispielsweise nicht als native Olivenöle vermarktet werden dürfen, weil die Gehalte von Erythrodiol zu hoch waren. Branchenkritiker wie der italienische Agronom und Chefredakteur von Teatro Naturale, Alberto Grimelli vermuteten allerdings, dass diese Öle trotzdem ins benachbarte Spanien und nach Italien verkauft, wo sie mit besserer Ware gestreckt wurden, so dass der Erythrodiolgehalt der finalen Mischung die gesetzlichen Grenzwerte wieder hat "einhalten" können.[10]


Die vom Schweizer Olivenöl Panel anlässlich des von Kassensturz und K-Tipp initiierten Tests geprüften Olivenöle müssen also aus einer qualitativ unterdurchschnittlichen Ernte kommen. Das ist ein Fakt. Entweder aus den Dürrejahren 2022, 2023 oder aus dem Jahr 2024 mit übermässigem Regen in Spanien. Da ist der Effort der Supermarktketten, ausgerechnet heuer derart gute Öle in die Regale zu stellen, umso höher zu gewichten. Und man müsste ihnen in erster Linie dankbar sein und nicht zunächst ihr Wohlwollen den Konsumenten gegenüber hinterfragen.


Eine zentrale Figur, die scheinbar gewusst hat, in welche Richtung sich die Qualität bewegt, ist Annette Bongartz, Co-Leiterin des Schweizer Olivenöl Panels. Gegenüber SRF sagte sie, dass ein solches Resultat, wie es ihr Panel aus 13 Supermarktölen ermittelt hat, durchaus zu erwarten war.[11] Ob man aufgrund dieser Aussage von mangelnder Unvoreingenommenheit sprechen darf, müssen Leserin und Leser an dieser Stelle selber entscheiden.



"Extra Vergine" & "UNGENÜGEND" in einem

Aber dann offenbart der Kassensturz-/K-Tipp-Test oder besser gesagt die Punktevergabe doch erhebliche Schwächen. So vergibt das Schweizer Olivenöl Panel einem bei Denner eingekauften Öl der Marke Ybarra (abgefüllt von einem Mitglied der spanischen Verbände Anierac und Asoliva) eine total widersprüchliche Wertung.


Dieses Ybarra-Öl wurde vom Panel zwar als "Extra Vergine" taxiert, erhielt aber trotzdem ein "UNGENÜGEND". Ja, man darf dem Schweizer Olivenöl Panel den Sinn für Humor nicht absprechen.


K-Tipp schreibt dazu in seiner Ausgabe vom 3. September 2025: «[..] wies zwar keine Fehler auf, überzeugte die Experten aber geschmacklich nicht.» Hier scheint man sich mit dem SRF nicht abgesprochen zu haben. Die Fernsehanstalt urteilt im Beitrag über dasselbe Öl nämlich so: «[..] qualitativ fällt es allerdings durch.»


Zwischen "geschmacklich nicht überzeugen" und "qualitativ durchfallen" könnten je nach Interpretation allerdings Welten liegen.


Der Prüfer Heinz Minder erklärt das im TV viel besser. Er sagt: «Man hat gemerkt, es ist nicht sauber. Es ist nicht rein, es ist nicht harmonisch und es hatte für mich auch schon eine ganz leicht stichige Note, eben auch wieder von zu reifen Oliven.»[12]



"Extra Vergine" und "stichig" schliessen sich explizit aus – evoo.expert

"Extra Vergine" und "stichig" schliessen sich gegenseitig aber explizit aus. So verlangt es das Gesetz. Denn, "Extra Vergine" ist per Definition und ohne Wenn und Aber ein sehr gutes Olivenöl. Neben einer wahrnehmbaren Fruchtigkeit muss es sensorisch fehlerfrei sein. "Stichig" (engl. fusty") ist der erste auf dem offiziellen Bewertungsblatt (COI/T.20/Doc. No15/Rev. 11 page 13) aufgeführte Defekt.[13]


Und wenn der Prüfer "stichig" sagt, dann hat er – wenn er redlich ist – den Fehler auch notiert.


Das Schweizer Olivenöl Panel attestiert dem stichigen, nicht sauberen Öl trotzdem die "erste Güteklasse". Womöglich haben die anderen Panel-Mitglieder, die entgegen der Behauptung von Kassensturz nicht gänzlich frei von äusseren Einflüssen verkostet haben (man denke nur an Filmkamera), den Fehler schlicht nicht erkannt.



Fachlich unzureichend: Kassensturz, K-Tipp und SOP

Olivenöl kann man durchaus im Tupperware-Party-Stil verkosten, dagegen spricht nichts, solange man das im privaten Rahmen hält und dadurch niemanden schädigt. Aber wenn die Prüfung einerseits den Anspruch hat, fachlich korrekt durchgeführt zu werden und sich daraus andererseits marktrelevante Konsequenzen ergeben, müssen ein paar wesentlichen Punkte berücksichtigt werden, die im Fall des von Kassensturz und K-Tipp initiierten und vom Schweizer Olivenöl Panel durchgeführten Olivenöltest missachtet wurden:


  1. Unabhängigkeit

    Das Schweizer Olivenöl Panel war in der Vergangenheit nicht unabhängig, sondern wusste Mitglieder in seinen eigenen Reihen, die in einem Beschäftigungsverhältnis mit relevanten Marktteilnehmern standen. Ob das heute nach wie vor so ist, ist offiziell nicht bekannt. Jedenfalls wusste das SRF von diesen engen Verflechtungen, aber entschied sich trotzdem erneut für das SOP als Prüfgremium.

  2. Objektivität & Unvoreingenommenheit

    Olivenöle müssen objektiv verkostet und bewertet werden. Wie dem Beitrag von Kassensturz zu entnehmen ist, war beim jüngsten Olivenöltest, den das SOP durchgeführt hat, beides nicht der Fall. Die Verkoster wurden von TV-Kameras gefilmt und sie wurden sowohl zu den einzelnen Ölen als auch zu den persönlichen Vorlieben befragt. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Verkoster den Grund der TV-Aufnahmen kannten, was auf die Verkostungsergebnisse einen Einfluss hat. Die Co-Panelleiterin des SOP gab sogar zu verstehen, dass das ermittelte Resultat den Erwartungen entsprochen hat.

  3. Technische Professionalität

    Beim Verkosten von Olivenöl soll man weder Pflegecrèmes noch Parfums oder Lippenstift tragen, da diese das Verkostungsresultat – logischerweise – verfälschen können. Im Beitrag von Kassensturz ist jedoch deutlich zu sehen, dass eine Verkosterin Lippenstift trug. Ebenfalls eingespielt wird im Beitrag, wie die Öl-Proben ohne Messbecher vorbereitet werden. Dadurch können die Tester von Öl zu Öl oder von Tester zu Tester ungleiche Bedingungen erfahren.


Halbwissen im K-Tipp: In seiner Ausgabe vom 3. September 2025 schreibt K-Tipp, "Extra Vergine" bedeute, dass die Oliven bei der Ölherstellung nur kalt – bei höchstens 27 °C – gepresst werden dürfen. Das ist zweifach falsch. "Extra Vergine"-Olivenöle können erstens auch bei 30 °C hergestellt werden und sie werden heute meistens nicht durch das Verfahren "Pressen", sondern durch "Extraktion" gewonnen. Ebenso empfiehlt der K-Tipp, nicht mit Olivenöl zu frittieren, da sich ab 180 °C schädliche Abbauprodukte bilden können. Das Magazin empfiehlt stattdessen "raffinierte Rapsöle", die äusserst hitzestabil sein sollen. Das ist beides falsch. Raffinierte Öle sind aufgrund des hoch-industriellen Reinigungs- und Aufbereitungsprozesses frei von jeglichen schützenden Substanzen, welche die Oxidationsneigung des Produkts verringern könnten. Darüber hinaus sind Öle aus Samen generell viel degradationsempfindlicher als native Olivenöle, Kokosöle, Palmöle oder tierische Fette. Darüber hinaus schreibt K-Tipp von "Holl-Sonnenblumenölen". Solche gibt es nicht, da Sonnenblumenöl üblicherweise weniger als 1 % hitzeempfindliche alpha-Linolensäure (das Doppel-L in HOLL für "Low Linolenic") enthält. Hingegen gibt es HO-Sonnenblumenöl. HO steht für einen hohen Ölsäureanteil (High Oleic; oleic ist Englisch und bedeutet Ölsäure). Seit 2008 gibt es in der Schweiz zudem HOLL-Rapsöl, das mithilfe von durch Ethylmethansulfonat forcierter Mutagenese speziell für den Einsatz in Bratpfannen und Fritteusen entwickelt wurde. Die Blaupause für dieses angeblich hitzestabile Öl stammt vom Olivenöl. Dieses ist je nach Sorte von Natur aus "High Oleic Low Linolenic". Das wusste K-Tipp offensichtlich nicht. Es ist angesichts dieser Tatsache blanker Hohn, dass der K-Tipp mit "Essen und trinken mit Genuss" einen Gesundheits-Ratgeber in Buchform herausgibt.



Kenner überrascht das nicht

Die Vorgehensweise des Schweizer Olivenöl Panels, das auch im Auftrag von Lebensmittelvollzugsbehörden und grossen Inverkehrbringern von Olivenölen – mit denen es zum Teil enge Verflechtungen hat – prüft, könnte rein juristische Gründe haben. Und hier müssen wir jetzt ganz vorsichtig formulieren, um Klagen vorzubeugen: Vergibt ein Panel zwar ein "Extra Vergine", bewertet das Öl gleichzeitig jedoch als "UNGENÜGEND", könnte das bedeuten, dass:


  • das Öl erst einmal in trockenen Tüchern ist und aus juristischer Sicht (weiterhin) als "Extra Vergine" vermarktet werden kann,

  • während sich das Urteil "UNGENÜGEND" ausschliesslich auf den rechtlich nicht relevanten, von Bongartz und Oberg erfundenen Harmonie-Parameter bezieht und den Anstellern anzeigt, dass das Öl sensorische Schwächen hat


Im Papier ""Evaluation of the "Harmony Value": A Sensory Method to Discriminate the Quality Range within the Category of EVOO" von Bongartz et al. steht, dass das Öl bei einem Harmoniewert zwischen 3.1 und 4.4 als "not sufficient" – also als ungenügend – eingestuft wird.[14]


Das Ybarra-Öl bewertete das SOP mit 4.3 von 10 Punkten. Das passt also zur vom SRF gemachten Aussage, dass das Öl qualitativ durchfällt. Ein Öl das durchfällt kann aber kein "Extra Vergine" sein.


Fehlerhafte Öle dürfen von einem Panel nämlich niemals als "Extra Vergine" taxiert werden. Passiert das doch, ist das ein Freifahrtschein für Betrug. Mitgetragen von der Prüf-Instanz, die Betrug eigentlich verhindern sollte.


Aber alle Rufe, genauer hinzuschauen, verstummen im dicken Nebel der Günstlingswirtschaft.


Das Schweizer Olivenöl Panel bleibt ein wichtiger Akteur im hiesigen Olivenölmarkt

Die Grossverteiler könnten nach wie vor – oder mehr denn je – ein zentrales Interesse am Schweizer Olivenöl Panel haben. So stellte etwa Coop in der Vergangenheit Mitglieder für das Panel. Die bei Coop angestellten Olivenöleinkäufer waren gleichzeitig auch Prüfer beim SOP. Auch ein Zulieferer von Coops naturaplan Bio-Olivenölen war lange Mitglied beim SOP und ist es möglicherweise bis heute. Und andere Marktteilnehmer, die Silvan Brun in der Vergangenheit nach Beitragsveröffentlichungen bereits juristisch bedrängten, stellten ebenfalls Mitglieder des Schweizer Olivenöl Panels.


Präsentierte man die Mitgliederliste des SOP auf der eigenen Webseite einst mit Stolz, ist sie aktuell nicht mehr öffentlich einsehbar, weshalb es nicht möglich ist, gegenwärtige Verbindungen herzustellen. Aber denken darf man sich ja was.


Immerhin waren dem SRF und der SRG diese engen Verflechtung und personellen Überschneidungen zwischen Marktteilnehmern und einer nach ISO 17025 akkreditierten Prüfinstitution bestens bekannt. So schrieb die Ombudsstelle der SRG.D am 24. Juni 2020 an die damalige IOF - International Olive Foundation: «Es ist richtig, dass drei Panel-Mitglieder Verbindungen zu grossen Herstellern bzw. Verkäufern haben. Ein Mitglied – Philip Notter – beliefert Coop mit Bio-Olivenölen, ein weiteres hat die Position des Coop-Einkäufers inne und eines arbeitet für Sabo, ausserdem eines für einen Coop-Betrieb. Natürlich wäre es ideal, wenn keines der Panel-Mitglieder mit der Produktion und dem Verkauf von Olivenöl beschäftigt wäre. Es ist aber naheliegend, dass die meisten Panelmitglieder auch in anderer Form mit Olivenöl verbunden sind oder waren. Für die Expertise der Mitglieder ist das durchaus positiv.»[15]


Einsicht sieht anders aus. Objektivität auch. Aber klar, angesichts der SRG-Halbierungs-Initiative und der eben publik gewordenen Stellenabbaus beim SRF[16] will man es sich mit den letzten verbliebenden grossen Werbezahlenden nicht verscherzen.


So ist es nicht verwunderlich, dass die allermeisten Öle zentraler Marktplayer beim Kassensturz-/K-Tipp-Test erneut gut wegkamen. Und Lidl lebt mit dem Negativ-Resultat für Primadonna Bio, das übrigens von DCOOP-Tochter Mercaoleo S.L. abgefüllt wird, nicht schlechter, zumal der Discounter juristisch abgesichert ist. Er ist im Besitz von Panel-Attests, die dem Öl Verkehrsfähigkeit bescheinigen. So funktioniert das.


Deshalb ist es in diesem Geschäft von besonderer Wichtigkeit, zu verstehen, wer Teil des Problems ist und wer wirklich und wahrhaftig zur Lösung des Problems beizutragen imstande ist.


Quellen [1] Olivenöl im Test, Extra vergine – oder nicht? Das ist die Frage!; Kassensturz, SRF, vom 02.09.2025; zu finden unter: https://www.srf.ch/sendungen/kassensturz-espresso/tests/olivenoel-im-test-extra-vergine-oder-nicht-das-ist-die-frage

[2] OPSON IX (2019/2020) – Verfälschungen bei Olivenöl europaweit im Fokus, vanillehaltige Erzeugnisse als zusätzliches Untersuchungsziel, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit; zu finden unter: https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/16_Food_Fraud/06_OPSON_Operationen/OPSON-IX/OPSON_Operationen_node.html

[3] ICQRF - Report attività 2024, Ministero dell'agricoltura, della sovranità alimentare e delle foreste; zu finden unter: https://www.masaf.gov.it/flex/cm/pages/ServeBLOB.php/L/IT/IDPagina/23066

[4] Die Omertà der spanischen Olivenölindustrie ist gebrochen. Der Präsident des weltgrössten Olivenölherstellers bezichtigt die Industrie des systematischen Betrugs, evoo ag, vom 02.12.2024; zu finden unter: https://www.evoo.expert/post/die-omert%C3%A0-der-spanischen-oliven%C3%B6lindustrie-ist-gebrochen-der-pr%C3%A4sident-des-weltgr%C3%B6ssten-oliven%C3%B6lhe?srsltid=AfmBOoowglrpFvctIbRekxVG5pZP3oJB1u_ikxulIBC2GOyPRQWRPTS-

[5] BOGNER Michaela, Interview, Süddeutsche Zeitung Magazin, vom 20.08.2025; zu finden unter: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/essen-und-trinken/olivenoel-hochwertig-95307 (Bezahlschranke)

[6] ZEHENTER Heinrich, Olivenöltest Gault&Millau, vom 02.07.2025; zu finden unter: https://youtu.be/1FYZTICeLLY?si=_LjIVS4b41fXClZP&t=132

[7] SIGRIST Otto, Olivenöl im Test: Extra vergine – oder nur Etikettenschwindel? | 2025 | Kassensturz | SRF vom 03.09.2025; zu finden unter: https://youtu.be/6PP8Lgh9lm0?si=sy9HEC0_mgbuAjnj&t=149

[9] Grünes Gold wird knapper, Teures Olivenöl: Wie Sonnenschein in Spanien für hohe Preise in Stuttgart sorgt; SWR, vom 24.11.2023; zu finden unter: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/geht-der-region-stuttgart-das-olivenoel-aus-100.html

[10] GRIMELLI Alberto zu Erythrodiolwerten in portugiesischem Olivenöl, evoo ag, vom 19. April 2025; zu finden unter: https://www.evoo.expert/post/meiner-ansicht-nach-classico-von-monini-und-filippo-berio-die-beiden-meistverkauften-oliven%C3%B6le-d

[11] BONGARTZ Annette, Olivenöl im Test: Extra vergine – oder nur Etikettenschwindel? | 2025 | Kassensturz | SRF vom 03.09.2025; zu finden unter: https://youtu.be/6PP8Lgh9lm0?si=u9HeUakHAqYJgxWw&t=441

[12] MINDER Heinz, Olivenöl im Test: Extra vergine – oder nur Etikettenschwindel? | 2025 | Kassensturz | SRF vom 03.09.2025; zu finden unter: https://youtu.be/6PP8Lgh9lm0?si=SwKDE5RC7KwEjV3a&t=313

[13] COI/T.20/Doc. No 15 – SENSORY ANALYSIS OF OLIVE OIL – METHOD FOR THE ORGANOLEPTIC ASSESSMENT OF VIRGIN OLIVE OIL, International Olive Council; zu finden unter: https://www.internationaloliveoil.org/wp-content/uploads/2024/07/III-2.2.COI-T20-Doc.-15-REV-11-2024_EN-1.pdf

[14] BONGARTZ et al., "Evaluation of the "Harmony Value": A Sensory Method to Discriminate the Quality Range within the Category of EVOO, IntechOpen, vom 26.10.2016; zu finden unter: https://www.intechopen.com/chapters/52514

[15] Dossier 6543, «Kassensturz» vom 26. Mai 2020, Schweizer Olivenöl, Ombudsstelle SRG.D, vom 24.06.2020; zu finden unter: https://www.srgd.ch/media/cabinet/2021/03/6543_Kassensturz_Olivenöl_Test.pdf

[16] Sparprogramm - Abbau von 66 Stellen bei SRF nach Konsultation endgültig; SRF, vom 03.09.2025; zu finden unter: https://www.srf.ch/news/wirtschaft/sparprogramm-abbau-von-66-stellen-bei-srf-nach-konsultation-endgueltig


bottom of page